2008/06/08

Fluggeschichten

Ich bin mit der Gulf Air geflogen. Keine sehr gute Wahl aber günstig, auch wenn der Flug mit Zwischenstop in Bahrain ca. vierzehn Stunden länger gedauert hat als ursprünglich angegeben und ein Hotelaufenthalt inklusive war. Doch das Glück des frei Reisenden ist gegenüber dem Geschäftsmann, dass er keinen Zeitdruck hat, somit nahm ich es gelassen hin. Dies war nicht sehr schwer, denn Unterhaltung fand man schnell.
Da gab es zum Beispiel den schwäbischen Studenten aus Ulm, der sich gerade einen Tag vor Abflug nach seinem Diplom exmatrikuliert hat nun für sechs Monate ganz antiesotherisch nach Indien aufgebrochen ist und auf der Speisekarte des Flugzeugs die schwäbischen Käsespätzle vermisst. Ob er sie in Indien finden wird?
Da ist aber auch einer von den zahlreichen untersetzten und dickbäuchigen Pattayatouristen, die jährlich zwei- dreimal, ob noch arbeitend oder in Rente, dem günstigen Rotlichtruf folgen und aus jeder Kleinigkeit einen Elefanten machen, während sie damit drohen ihr schwer verdientes Geld nicht in diesem Land zu lassen, da es ja sowieso nur ein beknacktes Volk sei (gemeint waren die Bahrainer). Als ich mir nun einige Stunden schlechte Erfahrungen in mein Ohr tröpfeln liess und diese aus dem anderen wieder herausbluteten, wollte ich einfach nur ein bisschen Ruhe. Doch es geschah anders:
Auf dem Anschlussflug von Bahrein nach BKK setzte sich ein Herr neben mich, der, wie ich später eruhr, von Beruf Reiseleiter ist. Wie es Reiseleiter so an sich haben und sie ja auch beruflich Wissen weiter geben, konnte er es verständlicherweise nicht lassen mir einen Tipp nach dem anderen zu geben wie ich mich denn in Thailand verhalten solle und was ich alles unternehmen könnte. Doch als ich ihm in einem Nebensatz verständlich machte, dass Thailand nur eine Paar-Tage-Zwischenstation für mich sei und ich weiter nach Kambodscha wollte, da wurde es plötzlich interessant. Ich merkte, dass ich einen Gesprächspartner hatte, der sich so gut wie garnicht für sein Gegenüber interessierte, dementsprechend keine Fragen stellte, jedoch im Gegenzug sehr gerne Fragen gestellt bekam und diese auch außerordentlich gerne ausführlich beantwortete. Eine Wohltat! Denn es war ein Mann, der nicht gejammert hat, der auf der einen Seite ein knallharter Realist ist, jedoch auf der anderen Seite seinen eigenen Worten zufolge einen Idealismus nie aufgegeben hat, der einen davor bewahrt aus lauter gedanklicher Bequemlichkeit abzustumpfen. Das Resummé unseres Frage-Antwort-Spiels lautete jedoch, eher schwermütig:
"Was nützt einem das Wissen über die Dinge, wenn man nicht weiß wie man sie ändern kann?"

Bangkok, 20/09/2008
Fabian