2008/10/27

Keine Kontroverse: keine Bildung

Ehrlich gesagt fehlt es mir hier ein wenig an kritischen Kommentaren, obwohl ich mich schon bemuehe moeglichst rosa und positiv zu berichten.
Mag sein, dass auch das Thema nicht jeden interessiert oder vielmehr auch nicht so richtig in die Thematik involviert ist. Aber dennoch faende ich es toll wenn auch einfach mal ein paar zwanglose Gedanken vielleicht ueber genannte Projekte oder Entwicklungszusammenarbeit im Allgemeinen geaeussert werden wuerden.
Es geht mir in dieser Plattform ja nicht nur darum zu berichten und meine eigenen subjektiven Ansichten (die auch permanent im Wandel sind) breitzutreten. Vielmehr soll ein reger Austausch stattfinden, um Horizonte wachsen zu lassen. Nicht ganz selbstlos moechte ich natuerlich auch meinen eigenen Horizont erweitern.

Hier zur Anregung einmal ein paar kritische Gedanken und Fragen von mir:

Ein Kind erhaelt durch einen freien Traeger jahrelang finanzielle Unterstuetzung um die Schule zu besuchen. Das laeuft auch alles prima und das Kind macht sogar einen Schulabschluss um auf die Universitaet gehen zu koennen. Doch dann verlaesst ploetzlich der Spendenkoordinator und Manager der kleinen NGO das Projekt und laesst die Einheimischen, meist als Assistenzkraefte ausgebildeteten, Angestellten auf sich alleine gestellt zurueck. Auf einen Schlag ist das ganze Ziel, naemlich eine Universitaetsausbildung fuer die Kinder bzw. Jugendlichen, hinfaellig geworden, da die 800 bis 1000 Dollar Studiengebuehren in Phnom Penh oder Sihanoukville nicht mehr gezahlt werden koennen. Was nun und wie kann man das verhindern?
Ein grosses Problem, das hier stark mit reinspielt ist in diesem Zusammenhang und meiner Meinung nach, der Unterschied der Kulturen. So ist es speziell in Kambodscha der Fall (zumindest nach dem was ich rein subjektiv bisher durch meine kleinen Interviews erfahren habe), dass die Menschen hier sehr obrigkeitsfixiert sind und hauptsaechlich nur handeln wenn man klare Anweisungen gibt. Es ist vielleicht eine andere Auffassung von Arbeit oder vielleicht auch ein Resultat des sehr mangelhaften Ausbildungssystems, welches auch von der Regierungsseite permanent blockiert wird. Doch was muss man daher alles bedenken bevor(!) man den Beschluss fasst gegen die, ich sage es provokativ pauschal, "Weltungerechtigkeit" aktiv zu werden?

Bei den Fragen wie und was und wo und woher stosse ich persoenlich immer wieder auf Probleme die direkt mit menschlichen Grenzen (d.h. ihren Beduerfnissen, ihrer Herkunft ihren Faehigkeiten usw.) von allen Leuten die in die Entwicklungszusammenarbeit involviert sind, zu tun haben. In Bezug auf Emtwicklungszusammenarbeit bin ich selbst bisher bei folgender gedanklichen, aber sicherlich auch fehlerhaften Idealregel angelangt, um effektiv und nachhaltig wirken zu koennen:

Eine 100% Transparenz- Ziel-Vision
In jeder Region/Gemeinde muss es viele kleine Projekte und Initiativen geben, die von vornehmlich Einheimischen betrieben werden. Jede von diesen ist auf ihren speziellen Aufgabenbereich konzentriert. Diese Organisationen unterstuetzen, ergaenzen und verbessern sich untereinander. Die Tatsache, dass die Initiativen klein und uebersichtlich sind senkt die Mitarbeiter- und Verwaltungskosten und erhoeht gleichzeitig die Transparenz, die fuer alle Projekte vorgeschrieben wird, d.h. gaenzliche Offenlegung der Finanzen (inkl. Spendeneinnahmen und Spendenausgaben), Aktionen, Investitionen und Zukunftsplaene. Interessierte Aussenstehende und potentielle Spender erhalten vollen Zugang zu den Daten und zu den direkt Verantwortlichen (und nicht nur zu einem PR-Mann). Diese Rundumtransparenz schafft Vertrauen (oder auch nicht, wenn ersichtlich wird, dass etwas falsch laeuft), das Geld wird zielgerichtet gespendet und seine Spuren koennen verfolgt werden. Ebenso ist durch den glaesernen Aufbau der legale Antrieb der Handelnden sichergestellt.
Gleichzeitig haben die vielen kleinen und selbstverwalteten Projekte den Vorteil, dass sie in ihrer Gesamtheit breitenbasiert wirken koennen, dadurch das Geld besser verteilt wird und nicht nur in den Rachen einer renommierten Organisation in der Region faellt.

Und diese Ungleichverteilung ist bekanntlich nicht nur im sozialen Sektor offensichtlich, auch in der freien Wirtschaft, wenn annaehernd zweidrittel der Weltbevoelkerung von einem Jahreseinkommen von weinger als 3000 Dollar leben muessen.

Vielen Dank fuer jeden kontroversen Kommentar!

Kampot 27/10/2008

2008/10/25

Kleine Fotoausstellung

Ich habe gestern meine Camera aus der Hand gegeben. Hier eine winzige Auswahl der, wie ich finde, sehr tollen Ergebnisse:





















Die Namen der kleinen grossen Fotografen lauten:

Sing, Ty Sokha, Son Ton und Ly Sok Heang


Sihanoukville 25/10/2008

2008/10/20

Von der Erfolglosigkeit zu neuem Mut

Jetzt mit Bildern!

Entschuldigung fuer die sehr lange Sendepause, doch wenn es nichts themenrelevantes zu schreiben gibt, hat es hier auch nichts zu suchen. Es waren insgesamt sehr erfolglose letzte zwei Wochen in Phnom Penh und auch der Zwischenstopp von Siem Reap nach Phnom Penh in Kampong Thom brachte nicht viel Verwertbares, da es KT mit einem Waisenheim zu Stande bringt nahezu alle Strassenkinder von der Strasse zu holen. Da dieses Waisenheim allerdings einen christlichen und damit fuer mich bekannlich einen missionarischen Touch hat, forschte ich dort nicht naeher nach.

In Phnom Penh angekommen stellte ich mich auf eine ereignisreiche Zeit ein mit allerlei neuen Projekten und Institutionen, die es dort bestimmt zu entdecken geben wuerde. Allerdings kam ich dort schnell an die Grenzen meiner ohnehin spaerlich gesaeten journalistischen Faehigkeiten. Es gibt dort natuerlich Initiativen, doch sind das meist stark gesponserte Organisationen, die alle Mittel haben zu handeln, egal ob effektiv oder ineffektiv. Zu nennen sei hierbei zum Beispiel die Organisation Friends, die meines Erachtens und von Aussen betrachtet ganz gute nachhaltige Arbeit dort leistet oder aber auch die im letzten Artikel erwaehnte People Improvement Organization, deren Gruenderin gerade zur Wahl des "Hero of the year" bei CNN steht. Wer einmal soweit oben ist, hat es wohl geschafft und muss sich keine Sorgen mehr um den Geldfluss machen.

Doch liegt dieser Elitarismus nicht im Fokus meines Interesses. Die Ungleichverteilung der Finanzen findet meiner Ansicht nach nicht nur in der Wirtschaft statt, sondern eben auch in der Sozialen Arbeit. Doch ist diese Abkehr von einer umfassenden und breitenbasierten Arbeit im sozialen Bereich nachhaltig und effektiv?

Wie auch immer, ich habe jedenfalls nichts Relevantes in Phnom Penh gefunden, denn auch die Adressen die ich hatte waren den Einheimischen entweder nicht bekannt oder ich hatte das Problem, dass ich nicht ueber meine Sprachbarrieren springen konnte. Denn leider ist meine Zweitsprache mehr auf Werke wie "De Bello Gallico" ausgerichtet als auf franzoesiche Literatur. Es ist teilweise wirklich eine Schande gewesen, dass ich nie auf eine franzoesische Konversation eingehen konnte. Ich verwette mein Leben, dass ich dadurch wertvolle Erfahrungen verpasst habe.

Sei es drum, ich kehrte Phnom Penh am Samstag also den Ruecken und machte mich mit dem Bus auf den Weg nach Sihanoukville, nachdem ich erfahren musste, dass der Zugverkehr in die zweitgroesste Stadt Kambodscha, Battambang, vor zwei Monaten eingestellt wurde. Denn eigentlich war mein Plan Battambang zu besuchen. Aber im Endeffekt bin ich wirklich sehr froh, dass es nicht geklappt hat, denn von einer verqualmten und aus allen Naehten platzenden Grossstadt in die andere haette mir nicht gutgetan.

Im Gegensatz zu Sihanoukville. Ein kleines Staedtchen im Sueden Kambodschas und am Golf von Thailand gelegen, ist endlich faehig ein bisschen Ruhe zu schenken. Wenn da nicht die Touristen waeren. Doch fand ich schnell eine Loesung und habe mir ein Moped geliehen, das es mir ermoeglicht die Gegenden fernab der Wessies zu erkunden.

Weisse Straende, klares warmes Salzwasser und ein farbiges Lichterspiel der Sonne.

Doch es tut mir leid, auch hier wieder etwas Negatives, und zwar der Muell. Die Kambodschaner haben einfach kein Umweltbewusstsein, was natuerlich aus wirtschaftlicher Sicht verstaendlich ist, wenn der Schutz der Natur an letzter Stelle steht. Doch machen sie sich meiner Meinung nach, zumindest in den Tourismusgebieten, einiges an Kundschaft selbst zunichte, wenn sie die Schoenheit der Umgebung nicht schuetzen. Langsam aber sicher kommen leise aber stetig Initiativen und Appelle zum Vorschein, die sich um den Umweltschutz kuemmern moechten. Jedoch liegt da noch ein langer Weg bevor die Notwendigkeit auch bei den Khmer selbst ankommt.

Nachdem ich also gestern die meiste Zeit des Tages am Strand und im guesthouseeigenen Restaurant verbracht habe, machte ich mich heute wieder auf die Suche nach "Verwertbarem", das mir vielleicht ein paar meiner Unsicherheiten in Bezug auf Entwicklungszusammenarbeit oder auch internationaler sozialer Arbeit annaehernd beseitigen koennte.
Und so traf ich auf ein Projekt namens Starfish-Project, das mit Hilfe einer Baeckerei, einem Cafe und einem Laden fuer handgefertigte Stoff- und Hartmaterialwaren koerperlich und geistig beeintraechtigten Menschen hilft, eine Ausbildung zu bekommen und sich dadurch eine selbstaendige Existenz aufbauen zu koennen. Das ganze ist also genau auf diejenigen Menschen ausgerichtet, die durch das Raster von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen fallen.
So wie es mir Mr Meng, der Project Manager von Starfish, der selbst ein Holzbein hat, erklaert hat, haben selbstverstaendlich auch die Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen ihre eigenen Policies. Das heisst auch sie helfen nicht jedem und auch hier herrscht teilweise ein leichter Elitarismus insofern, dass manche Organisationen am liebsten Menschen aufnehmen, die am einfachsten zu foerdern oder zu vermitteln sind. Und genau fuer diese Menschen greift die kleine Starfish NRO ein, die zwar mit sehr wenigen Spenden arbeiten muss, aber dennoch sehr effektiv ist, da sie sich hauptsaechlich um Basisprobleme kuemmert wie die medizinische Versorgung oder berufliche Ausbildung.
Mr Meng sagte mir, dass es wichtig ist schlicht und einfach mit den Realitaeten die in Kambodscha vorherrschen umzugehen und z.B. bei der vorherrschenden Korruption in den Krankenhaeusern, das noetige Geld eben zu zahlen fuer die Menschen, die dies nicht aus eigener Tasche koennen. Entweder als Darlehen oder gestiftet.
Zur Zeit sind sie sehr involviert die Lebensumstaende der Frauen im Frauengefaengnis von Sihanoukville zu verbessern. Die Frauen dort leben von umgerechnet knapp 19 Eurocent am Tag. Selbst Muetter die mit ihren Kindern dort leben sind dazu gezwungen sich eine taegliche Ration mit ihren Kindern zu teilen. Die Gefaengnisinsassinnen dort sind immer hungrig wenn wenn wir kommen, sagt Mr Meng. Durch Starfish werden diese Frauen mit nahrhaften Lebensmitteln versorgt, damit vor allem auch ihre Kinder gesund aufwachsen koennen. Nach abgesessener Haftstrafe kuemmert sich Starfish ebenso darum, dass die Frauen nicht wieder kriminell werden muessen (die meisten von ihnen haetten sowieso nur Lapaliendelikte begangen) und sorgen sich darum, dass sie eine Ausbildungsstelle bekommen oder zumindest eine legale Einkommensquelle erhalten.
am ende unseres Gespraechs und geschossenem Foto von Mr Meng verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg zu einer weiteren Initiative, von der ich durch Zufall hier vor Ort erfahren habe.
Die Rede ist vom Cambodian Children's Painting Project (CCPP), welches direkt am Strand gelegen von einem spanischen Maler vor ungefaehr drei Jahren gegruendet wurde. Es geht hier vornehmlich um den Schutz und die Obhut von Strassen- und Strandkindern, die sehr oft dem hier stark vorherrschenden Paedophilie-Tourismus schutzlos ausgeliefert sind. Mittlerweile hat sich ein sehr gutes Netzwerk an Kooperationen zwischen den einzelnen NROs in Sihanoukville herausgebildet, das es ermoeglicht eine Art Fruehwarnsystem herzustellen. Zum Beispiel gibt es hier eine Organisation die sehr verdeckt arbeitet und undercover Paedophile ausfindig macht und der Justiz uebergibt. Laut dem Projektmanager von CCPP, Felix Brooks-Church, ein sehr effektives System, denn wenn ihm ein Tourist auch nur irgendwie verdaechtig vorkommt, reicht ein Telefonanruf und die "verdeckten Ermittler" kontrollieren jeden Schritt des Verdaechtigen um herauszufinden ob dahinter mehr steckt als nur verdaechtiges Verhalten.
Egal, zurueck zu CCPP.
der Verantwortliche vor Ort ist wie oben erwaehnt, Felix Brooks-Church, ein in Spanien geborener und in Frankreich und den Niederlanden aufgewachsener Kalifornier aus San Francisco. Ein Sohn von bekennenden Hippies und von Beruf Grafikdesigner.
Seine Ansicht von internationaler sozialer Arbeit ist folgende:
Die Vorbedingung, dass er diese Aufgabe uebernommen hat war, dass das Projekt nicht zu gross sein sollte und auch keinerlei Ambitionen habe groesser zu werden. Aus dem einfachen Grund, dass die Groesse des Projekts massgeblich das Management bestimmt. Je groesser umso weniger Kontakt zur Basis und umso groesser die Gefahr das eigentliche Ziel, naemlich vornehmlich den Kindern und eben nicht der Organisation einer bessere Zukunft zu gestalten. Er sei nicht dort um Geld zu machen, alles was er bekommt sei fuer die grundlegenden Notwendigkeiten, wie Lebensmittel, Unterkunft, Visum und Inlandstransport. Er hat einen Arbeitsvertrag von drei Jahren, von denen bis jetzt zwei vorueber sind und in denen er kein Gehalt bekommt. Auf die Frage, wie es denn weiter gehe wenn er nicht mehr da ist, sagte er, dass er den Plan hat einen neuen Koordinator einzuarbeiten, der hier vor Ort die notwendigen Aufgaben uebernimmt und er selbst jedoch weiterhin eine Art Direktorstellung bei CCPP beibehalten wird. Doch sei er sich noch nicht so sicher ob dies wirklich so zu verwirklichen ist und ob es ueberhaupt der geeignete Weg sei das Projekt am Laufen zu halten. Er selbst koenne es auf jeden Fall, wie viele andere Projektkoordinatoren und -manager nicht jahrelang weitermachen wie bisher, "because it's a very tough job, the hardest work I've ever done.". Seine Worte erinnerten mich stark an Nick Griffin oder Deborah Groves, die im Grunde denselben Wortlaut benutzten.

Auf die Frage ob er die sogenannte Westernisierung als ein Problem ansehe, sagte er entschieden: Ja, natuerlich ist es ein Problem und es ist ein sehr wichtiger Aspekt, den wir in unserer Arbeit soweit moeglich auch vermeiden wollen. So fragt er zum Beispiel stets die einheimischen Mitarbeiter was sie von einer bestimmten Vorgehensweise halten oder was sie persoenlich tun wuerden. Und danach wuerde dann auch die Planung der Organisation ausgerichtet, denn er sei ein "Western guy", deswegen denke er auch westlich und daher sei bei allen Planungs- und Handlungsangelegenheiten aeusserste Sensibilitaet gefordert.
Ein weiterer Faktor allerdings mit dem sie einer Westernisierung entgegenwirken wuerden, sei die einfach Tatsache, dass sie die "Beachkids"(Strandkinder die vom Verkauf von Armbaendern und anderen Accessoires leben) von den von westlichen Touristen bevoelkerten Straenden weg holen und ihnen alternative Perspektiven bieten. Denn interessant sei auch der Unterschied im Benehmen der Strassenkinder und der Strandkinder, da die Strassenkinder sehr viel seltener mit Touristen in Kontakt kommen und dadurch auch nicht die westlichen Attitueden und Verhaltensarten uebernehmen.
CCPP kuemmert sich daher darum eben diesen Kindern die Moeglichkeit zu geben eine Schule zu besuchen, sehr nahrhafte Mahlzeiten zu erhalten und durch den Verkauf selbst gemalter Bilder ihre eigene Familie als auch sich selbst zu unterstuetzen. In den letzten drei Jahren sind einige Tausend Bilder gemalt und verkauft worden. Ein Bild kostet vier US-Dollar, das sind umgerechnet gut drei Euro, von denen die eine Haelfte der Familie des Kindes zugute kommt, welches das Bild gemalt hat und zur anderen Haelfte dem lokalen Bildungsfond gegeben wird, um den Kindern den Schulbesuch zu ermoeglichen.
Es ist den Kindern allerdings nicht erlaubt ihre Bilder selbst zu vermarkten, denn sie sollen laut Felix Brooks-Church weggebracht werden von einem Erwachsenenleben das nur daraus besteht sich Sorgen zu machen wie man den Tag ueberlebt. Vielmehr sollen sie die Moeglichkeit haben ihre eigene Kreativitaet auszuleben, Kind zu sein und nebenbei eine schulische Ausbildung geniessen zu koennen.
Aus meiner Sicht eine unglaublich effektive Arbeit, die sich auch sehr leicht feststellen laesst wenn man die Kinder ein paar Tage beobachtet, mit ihnen zu tun hat und mit ihnen kommuniziert. Das ganze Projekt benoetigt laut Vorausberechnung fuer das Jahr 2009 Finanzen in Hoehe von 30000 US-Dollar (ungefaehr 20000 Euro) um alles komplett zu finanzieren. Eine im Vergleich zu anderen Organisationen erstaunlich kleine Summe, die zur Zeit bei CCPP registrierten 216 Kindern helfen kann.
Die Kinder selbst sind dort alle in guter Verfassung und es fehlt ihnen auch in keinem Masse an Selbstbewusstsein mit fremden Menschen, denen sie mit aller Offenheit begegnen, umzugehen.
Das einzige Manko besteht bis jetzt noch beim Thema Nachhaltigkeit. Denn was passiert wirklich wenn Felix nicht mehr da ist?
Doch ich hoffe, dass ihm hierbei genuegend Sensibilitaet gegeben ist, das ganze massgeschneidert und zukunftsfaehig zu regeln. Und ausserdem sind hier auch nicht die einheimischen Mitarbeiter zu vergessen, die ausgezeichnete Manager sind und die meiner Meinung nach auch selbst sinnvoll agieren koennten, wenn Not am Mann ist.

Ich freue mich auf Kampot, die naechstgelegene Provinz, in die ich viel Hoffnung auf interessante Begegnungen stecke und in der ich die Touristenzentren endlich einmal fernab von mir lasse.


Mein letzter Tag in Phnom Penh

Gluecklicherweise kam ich am Olympiastadion (welches nie Austragungsort der olympischen Spiele war) vorbei und konnte dadurch Zeuge eines Spiels des Suzuki-Soccer-Cups werden. Ich glaube es war ein Halbfinale.


Auf dem Feld trafen Kambodscha und Laos aufeinander und lieferten sich ein spannendes Spiel,...


...welches zum Glueck mit 3:2 fuer Kambodscha ausging. Der Jubel war mindestens genauso gross wie der Nationalstolz.


Sihanoukville

Starfish-Project
Das Cafe und die Baeckerei des Starfish-Projects in Sihanoukville.


Mr Meng, der Projektmanager von Starfish. Das Foto ist leider etwas zu dunkel geraten.


Cambodian Children's Painting Project
Die zum Kauf angebotenen Bilder. Einige tausend sind schon seit Beginn des Projektes verkauft worden. Die Kinder malen fleissig.


So sieht ein Maltisch aus. Abstrakte Kunst.


Konzentriert und versunken in die eigene Ausdruckswelt. Viele Gesellschaften erkennen Kinder noch nicht als vollwertige Menschen an und sehen sie meist aus Defizitaugen. Hier muss sich auch in Deutschland diesbezueglich noch viel aendern.


Nur eine winzige Auswahl der Kunstwerke.


Die Kinder haben eine Menge Spass dort und sprechen sehr gut die englische Sprache...


...die ihnen vielleicht einmal hilft von Arbeiten wie dieser nicht mehr abhaengig zu sein.


Mittagspause. Hungrige Maegen warten auf Essen.


Die Koechin ist leider krank, deswegen gibt es heute statt Reis, Nudelsuppe.


Die Freiwilligenhelfer die oft mindestens mehrere Wochen bleiben...


...sprechen ebenso wie der Projektmanager Felix, der selbst auch ganz gut Khmer sprechen kann, viel in Englisch und Khmer.


Regencapes fuer die Strandkinder, damit sie wenigstens nicht durchnaesst werden wenn sie schon arbeiten muessen.


Der Projektmanager Felix Brooks-Church. Hier arbeitet er gerade daran den Versand von 100 Bildern an das Nobelpreis-Kommitee in Oslo vorzubereiten. Dort wird eine Kunstausstellung geplant.


Ein paar Landschaftseindruecke von Sihanoukville

Mit meinem kleinen Hondaferrari (100cc Hubraum und Schaltung ohne Kupplung - fuer Motorinteressierte)...


...auf staubigen, sandigen und loechrigen Strassen raus aus den Touristengebieten, hin zu menschenleeren Straenden und Aussichten...


...wie dieser...


...oder dieser!


Sihanoukville 23/10/2008

2008/10/09

Barfuss in Stung Meanchey

Besuch auf der Muellhalde. Sehr spontan und eigentlich nur durch einen reinen Zufall waehrend ich vergeblich auf der Suche nach einem bestimmten Heim fuer Strassenkinder gesucht habe, von dem in anonymen Kreisen im Internet nicht mit Wohlwollen gesprochen wird. Doch als mich der ebenfalls orientierungslose Tuk-Tuk-Fahrer im relevanten Gebiet absetzte, irrte ich mehr oder weniger planlos umher. Auch Einheimische konnten mir nicht weiterhelfen und gaben bestenfalls ungefaehre Richtungsangaben auch wenn sie nicht verstanden haben was ich eigentlich suchte. Ich gab eigentlich schon auf und ueberlegte ob ich mich in meine Herberge zurueckfahren lasse, denn das Gebiet in dem ich mich befand liegt eher abseits am Rande der Stadt und in ca. zwei Stunden wuerde es sowieso dunkel werden.
Doch dann stand ich ploetzlich an einer Kreuzung von der eine breite Strasse abging an deren Ende ich dicken schwarzen Rauch wahrnehmen konnte. Wie es ab und zu in meiner Natur liegt wollte ich natuerlich wissen was dort brennt oder was dort vor sich ging.

Und ich landete auf Stung Meanchey, der Muellhalde Phnom Penhs.

Stung Meanchey ist fuer mich ab heute ein Synonym fuer die Hoelle. Wahrhaftig. Und ohne auch nur einem Fuenkchen Uebertreibung!!!
Man gelangt nur ueber einen sehr muellschlammigen, vielleicht 300 Meter langen Weg dorthin und versinkt schon auf den ersten Metern im Dreck. Knietief.
Ich verlor meine Sandalen. Fortan also barfuss. Jemand hinter mir krallte sich muellerfahren meine Schlappen aus einem halben Meter Tiefe. Ich goennte sie ihm und kaempfte mich auf meinen Fussohlen muehsam voran mit konzentriertem Blick auf etwaige Glasscherben im alles ueberdeckenden Schlamm. Hier kriegt man alle Krankheiten, selbst die die man noch nicht kennt. Ich versuchte die Gefahr einer Infektion zu verdraengen, ganz wohl war mir nicht zumute, aber ich wusste, dass ich bestimmt nicht den Mut haette mit meinen Stiefeln an einem anderen Tag wiederzukommen um diesen Platz zu betreten. Jetzt war ich hier, nur jetzt.

Also ging ich weiter, den beissenden Gestank verdraengend, gegen den selbst die heimische Muelltonne oder der vermuellte Marktplatz in Kampong Thom Parfuemerien sind.
Als ich zum Abladeplatz kam blieb ich stehen, hier war das Zentrum. Weiterzugehen waere fuer einen muellunerfahrenen Weicheieuropaeer wie mich glatte Lebensmuedigkeit.
Dort stand ich nun, inmitten von Menschen die mich unglaeubig anschauten und auf meine nackten Fuesse zeigten. Ich laechelte nur und zuckte mit den Schultern. Eine Frau zeigte mir einen verschlammten kleinen Schuh, doch ich lehnte dankbar europaeisch ab.

Man kann dort schlecht begreifen was vor sich geht. Man es schon allein visuell nicht angemessen fassen, wie soll es dann mental gehen?
Ich wollte auf jeden Fall wieder weg, weg von diesem fremden Planeten, der lungenaetzenden Luft, hinein in mein Gaestehauszimmer mit den Keksen, meinem gefilterten Wasser und der halbwegs funktionierenden Dusche. Ich wollte zurueck in die rosarote Welt der hundertundelften Strasse.

Keinen Tag wuerde ich in dieser Hoelle ueberleben. Keinen Tag.


Man koennte vermuten das sei ein Deich an der Nordseekueste.
Dahinter wartet der Albtraum.

Muellwagen karren den Muell aus der Stadt ueber den Schlammweg zur Halde.

Am Weg liegt eine Schule fuer die gluecklichen Kinder, die dem Muell (zumindest existenziell, denn der Gestank ist auch hier) entkommen konnten. Die Website der Traegerorganisation dieser Schule lautet: www.peopleimprovement.org
Ich kenne diese Organisation nicht, kann daher auch nichts ueber sie sagen.

Eine Frau mit ihrem Kind auf dem weg zur Abladestelle querfeldein.

Das letzte Foto von meinen Schlappen ca. zwei Minuten bevor der Schlamm sie gaenzlich verschlang.

Muellsammler ob gross ob klein - von alt kann man hier aufgrund der geringen Lebenserwartung nicht sprechen - bringen ihre Saecke zu den nahegelegenen Aufkaeuferhallen.

Viele leben hier unter provisorischen Daechern oder schlafen auf der Strasse. Ein Grossteil war noch nie direkt in der Stadt.

Ueberlebensraum fuer Erwachsene...

...und fuer Kinder

Die Muellwagen kippen ihre Ladung auf den Abladeplatz...

...wo das Frischgelieferte unmittelbar durchstochert und durchwuehlt wird.

Wer etwas zuerst findet, darf es behalten. Hier wird nichts weggenommen - aber auch nichts verschenkt.

Auch Ziegen versuchen ihr Glueck.

Danach verrichtet der Bulldozer seine notwendige Arbeit.

Hier zu leben beinhaltet keine Hoffnung, keinen Traum und keine Zukunft, sondern ist schlichtes Ueberleben. Und Kindheit gibt es hier schon garnicht,...

...nur Muell und beissender Gestank. In der Hoelle von Stung Meanchey.

Phnom Penh 09/10/2008

2008/10/08

Tuol Sleng (keine Illusion)

Nur kurz:

Der Gang durch die Gaenge macht einen still.

Und schwer.

Man spuert die Machtlosigkeit und das Ausgeliefertsein in dieser Welt, das Grauen und die Ruecksichtslosigkeit...

der Blitzlichter und schallenden Museumsfuehrer.

Manchmal glaubte ich zu spueren, dass die Menschen auf den ausgestellten Fotos erneut fuerchten getoetet zu werden, da sie wieder fotografiert werden. Und das hunderte Male taeglich.

Wozu ein Movie Room, wenn man doch vor Ort ist? Kann man sich nicht zu Hause mit Flimmerbildchen bewerfen lassen?

Warum versuchen Museumsbesucher ihre Besuchszeit auf ein rekordverdaechtiges Minimum zu reduzieren?

Und wozu gibt es Buecher oder meinetwegen auch Internet?

Die Leute lesen nicht mehr. Man koennte meinen sie seien alle Analphabeten. Was fuer eine Traumbrut fuer Pol Pot!

An einer Wand im Inneren des Museums, unterhalb eines Treppenaufgangs und inmitten zahlreicher Schmierereien, standen folgende Zeilen:

When it was a prison
nobody learned.
When it was a school,
nobody died.
____

Ich moechte folgende Worte ergaenzen:

Since it is a museum
man learned just as little.


Phnom Penh 08/10/2008