2008/09/24

I gave blood for a friend

Vorgestern ging ich an einer von vielen Zweigstellen Kambodschas von HANDICAP
INTERNATIONAL vorbei. Eine Organisation, die sich um die Rehabilitation von Kindern und
Jugendlichen kümmert, die durch einen Verkehrsunfall, durch Krankheit, Minenexplosion oder
andere Geschehnisse körperliche Beeinträchtigungen jeglicher Art erfuhren. Es gibt dort ein
Informationscenter von insgesamt ungefähr dreißig Quadratmetern mit Innen- und Außenfläche in dem sehr statistisch geschildert wird, was sie dort genau machen und wie viele Menschen
betroffen sind. Leider beschränkte sich die Informationsweitergabe dort auf Fakten, welche auch
simpel im Internet nachzulesen sind. Auch der Herr am Schreibtisch hatte leider telefonisch einiges zu klären, zumindest sagte er einmal pro Minute etwas in sein Telefon, weshalb ich ihn nicht auch noch mit irgendwelchen Fragen belästigen wollte. HANDICAP INTERNATIONAL ist eine international agierende Organisation mit Sitz in Belgien. Auch hier gilt wohl: Wer sichere Töpfe hat, braucht nicht mehr weiter zu aquirieren. Schade! Jedoch möchte ich hier in keinem Fall die eigentliche Arbeit der Organisation kritisieren, zumal mir hierzu objektive Kenntnisse fehlen, ich aber die von HI durchgeführte vorbeugende Straßenverkehrssicherheitsaufklärung für sehr gut halte. Denn hier ist meiner Meinung nach diesbezüglich vieles im Argen.

Nachdem ich gestern aufgrund von Magenbeschwerden erst Mittags mein Zimmer verließ und in der Stadt etwas gegessen hatte, ging ich zum Angkor Hospital for Children. Ein Kinderkrankenhaus von der Trägerorganisation FRIENDS WITHOUT A BOARDER, welche von einem renommierten (ich glaube) japanischen Fotografen gegründet wurde und nächstes Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Ebenso mit Informationscenter, aber mit dem Unterschied, dass zwei junge Damen am Empfang stehen, die mich sehr freundlich begrüßten. Ich hatte in einem Prospekt gelesen, dass es möglich sei eine Führung durch das Krankenhaus zu bekommen und als ich danach fragte, sagten sie: „The guiding tours were unfortunately stopped.“ Als ich dann etwas resigniert dort durch die Gänge ging, kam mir eine der Damen hinterher und fragte mich ob ich ein Arzt sei. Ich sagte Nein und erklärte ihr, dass ich vor Ort über soziale Projekte in Kambodscha für einen Artikel recherchiere und deshalb gerne auch das Krankenhaus gesehen hätte, welches nach eigenen Angaben das modernste des Landes sei. Sie wurde plötzlich offener und erklärte mir, dass man es eigentlich nicht mehr zulasse, dass Fremde das Innere des Krankenhauses betreten, aber wenn ich tatsächlich bereit wäre über die Einrichtung zu schreiben, würden sie es sich überlegen mir eine Führung zu gewähren. Da ich nun einen Fuß in der Tür hatte, fragte ich sogleich Initiative zeigend ob es denn möglich sei heute noch Blut zu spenden. Sie sagte Ja und fragte ob ich denn genug Zeit hätte. „Sure, I got lots of time!“.
So fand ich mich fünf Minuten später im krankenhauseigenen Labor wieder wo sich die freundliche Empfangsdame von mir verabschiedete und sagte, dass ich nach dem Blutspendedurchgang zurück ins Infocenter kommen solle, von wo aus sie mir eine kleine Führung organisieren würde. Ich nickte zögerlich, wundernd darüber, dass sie noch nicht einmal einen Presseausweis von mir sehen wollte, den ich nicht habe. Nun gut, jetzt saß ich also dort erst einmal, bis nach etwa 10 Minuten eine Krankenschwester mit angespanntem Blick auf mich zu kam (Ich nehme an, dass sie, wie alle anderen dort auch, völlig überarbeitet war) und mir einen Wisch zuschob auf dem ich alle personenbezogenen Daten eintragen sollte. Es war das erste Mal, dass ich Blut spendete, dementsprechend angespannt war auch ich, auch wenn überall die Garantie für saubere Nadeln angepriesen wurde und selbst Bill Clinton einmal medienwirksam zu Besuch war (ich weiß nicht ob er auch Blut gespendet hat). Ich wurde dann in den Blood Donation Room gebracht in dem ich mich auf eine Liege legte und die Prozedur über mich ergehen ließ, währenddessen eine kambodschanische Mutter mit ihren beiden Kindern ebenso in dem etwa neun Quadratmeter großen Raum Platz nahm. Nachdem ich angezapft wurde kam auch eine Krankenschwester, die den beiden kleinen Knirpsen unter verständlich großem Geschrei Blut abnahm. Die Kinder die hier her kommen stammen aus der gesamten Provinz Siem Reap und haben meist schon eine Odyssee von zehn anderen Bezirkskrankenhäusern hinter sich ehe sie im Angkor Hospital for Children ankommen. Viele Kinder sterben hier. Nicht weil das Equipment fehlt, sondern weil es oftmals zu spät ist wenn sie hier ankommen. Wären mehr Krankenhäuser so ausgestattet wie dieses würde die Kindersterblichkeit drastisch abnehmen. Es ist ein kleines Krankenhaus, dennoch werden hier
täglich durchschnittlich 300 Kinder behandelt. Hinzu kommen gesundheitliche Aufklärungsprogramme und Hausbesuche von Ärzten, die selbst in die entlegensten Ecken der
Provinz fahren um vor Ort ärztliche Hilfe, Vor- und Nachsorge zu leisten. Nach der Prozedur wurde mir schwindelig, ich blieb liegen und verließ nach zwanzig Minuten und einer Dose Cola wohlauf das Krankenhaus. Zurück im Infocenter, stand dort eine andere Empfangsdame, der ich mich nicht mit einer Führung aufdrängen wollte und ich mich deshalb mit einer DVD Vorführung zufrieden gab. Danach ruhte ich mich im Hostel einige Zeit aus.

Als ich am späten Nachmittag durch die engen, matschigen Gassen ging, fühlte ich mich als
Europäer oder „Westler“ wie auf einem anderen Planeten. Die Luft riecht anders, der Boden fühlt sich warm und staubig bzw. feucht an und die Menschen, ob Erwachsene oder Kinder blickten mich an, als hätte ich mich verlaufen und würde den Weg zurück auf die Hauptstraße suchen. Als ich in eine vermeintliche Sackgasse geriet, fragte ich eine Gruppe von Frauen die vor einem Haus saßen mit einer Mischung aus Englisch und Handzeichen, ob denn hier der Weg zu Ende sei. Doch eine Frau deutete mir freundlich an, dass man seitlich am Haus vorbeigehen könne und schickte mir ein paar Kinder voraus, die mir den Weg zeigen sollten. Neugierig musterten sie mich und führten mich wieder auf eine größere Gasse, die zurück in die Stadt führte, denn es wurde schon dunkel. Ich traf auf eine Gruppe Rollerfahrer, von denen mich einer auf meine Bitte hin zum Butterflies Garden Restaurant fuhr, welches auf der anderen Seite des Flusses im Wat Bo Viertel liegt. Dort angekommen wurde ich gleich, wie so oft hier üblich, von der Kellnerin empfangen, die mir auch gleich einen Sitzplatz zuwies. Das Butterflies Garden Restaurant ist ein Projekt zur Ausbildung benachteiligter Jugendlicher aus der Provinz Siem Reap im Hotelfachwesen. Ebenso gibt es hier üblicherweise auf der gesamten Restaurantfläche Schmetterlinge in allen Formen und Farben in einer dem Dschungel nachempfundenen Athmosphäre. Leider gab es bei meinem Besuch keine Schmetterlinge zu sehen, was vielleicht an der späten Uhrzeit lag. Die Schmetterlinge werden von Kindern aus einem kleinen Dorf nahe des Angkor Archaeological Parc verkauft, die sich durch diese Einnahmen den Schulbesuch finanzieren. Dort verbrachte ich den Abend und ging, nach dem besten Schokoladenmilchshake den ich je getrunken habe, in Richtung Hostel zurück.

Heute fuhr ich weiter ausserhalb, auf der staubigen Strasse die nach Poipet fuehrt, zum SABGKHEUM CENTRE FOR CHILDREN. Eine Art Mischung aus Waisenheim und SOS Kinderdorf, das heisst die Kinder und Jugendlichen leben hier in Gemeinschaften, je sieben in einem Haus von insgesamt acht Haeusern, getrennt in Maedchen und Jungen. Diese Gemeinschaften sind allerdings nicht wie im SOS Kinderdorf familienaehnlich, sondern die Kinder leben unter sich und organisieren sich groesstenteils selbst. Ich bekam eine sehr freundliche Fuehrung durch den Heimleiter, der mir die einzelnen Institutionen zeigte, wie z.B. die Bibliothek oder den Computerraum. Die Traegerorganisation stammt aus Italien und den Sauberkeit und Schoenheit des Heimes nach zu urteilen, sind auch hier die Toepfe recht zahlreich, aber dennoch gibt man sich Muehe weitere Kontakte zu knuepfen. Es liefen dort auch viele Westler herum, die im Gegensatz zu den Einheimischen nicht sehr freundlich waren. Es war schoen dort, der Heimleiter gab mir seine email Adresse wegen eines anderen Projektes. Ich koenne mich melden wenn ich Interesse daran haette. Er setzt auf Eigeninitiative der Interessenten. Das gefaellt mir!

In den naechsten zwei Tagen gehe ich meinen touristischen Pflichten nach und besuche Angkor Wat und die Floating Villages. Darueber werde ich jedoch nicht berichten, denn es ist schon genug Material im Internet zu finden.

Fazit nach den ersten Tagen: Kambodscha ist ein tolles Land! Hier geht viel voran, es bewegt sich unaufhaltsam und stets mit einer positiven Stimmung und Grundeinstellung.

Handicap International
Selbstgebaute Prothesen der Menschen die im Rehabilitationszentrum von Handicap International in Siem Reap aufgenommen wurden

Angkor Hospital for Children
Hier habe ich Blut gespendet.

Sicht von aussen auf das Krankenhaus. Alles sehr schoen gepflegt. Innen war es leider verboten zu fotografieren, mir ist es zwar gelungen zwei Schnappschuesse von Innen zu machen, doch moechte ich diese hier nicht veroeffentlichen.

Das T-Shirt das jeder Blutspender geschenkt bekommt.

Sangkheum Centre for Children
Khmer-Stunde fuer die dort lebenden Kinder. Es gibt auch ein Outreach-Programm, d.h. Kinder leben bei ihren verbliebenen Familienmitgliedern und werden dort vor Ort betreut.

Die Huetten in denen die Kinder und Jugendlichen leben.

Siem Reap 24/09/2008

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