2008/10/27

Keine Kontroverse: keine Bildung

Ehrlich gesagt fehlt es mir hier ein wenig an kritischen Kommentaren, obwohl ich mich schon bemuehe moeglichst rosa und positiv zu berichten.
Mag sein, dass auch das Thema nicht jeden interessiert oder vielmehr auch nicht so richtig in die Thematik involviert ist. Aber dennoch faende ich es toll wenn auch einfach mal ein paar zwanglose Gedanken vielleicht ueber genannte Projekte oder Entwicklungszusammenarbeit im Allgemeinen geaeussert werden wuerden.
Es geht mir in dieser Plattform ja nicht nur darum zu berichten und meine eigenen subjektiven Ansichten (die auch permanent im Wandel sind) breitzutreten. Vielmehr soll ein reger Austausch stattfinden, um Horizonte wachsen zu lassen. Nicht ganz selbstlos moechte ich natuerlich auch meinen eigenen Horizont erweitern.

Hier zur Anregung einmal ein paar kritische Gedanken und Fragen von mir:

Ein Kind erhaelt durch einen freien Traeger jahrelang finanzielle Unterstuetzung um die Schule zu besuchen. Das laeuft auch alles prima und das Kind macht sogar einen Schulabschluss um auf die Universitaet gehen zu koennen. Doch dann verlaesst ploetzlich der Spendenkoordinator und Manager der kleinen NGO das Projekt und laesst die Einheimischen, meist als Assistenzkraefte ausgebildeteten, Angestellten auf sich alleine gestellt zurueck. Auf einen Schlag ist das ganze Ziel, naemlich eine Universitaetsausbildung fuer die Kinder bzw. Jugendlichen, hinfaellig geworden, da die 800 bis 1000 Dollar Studiengebuehren in Phnom Penh oder Sihanoukville nicht mehr gezahlt werden koennen. Was nun und wie kann man das verhindern?
Ein grosses Problem, das hier stark mit reinspielt ist in diesem Zusammenhang und meiner Meinung nach, der Unterschied der Kulturen. So ist es speziell in Kambodscha der Fall (zumindest nach dem was ich rein subjektiv bisher durch meine kleinen Interviews erfahren habe), dass die Menschen hier sehr obrigkeitsfixiert sind und hauptsaechlich nur handeln wenn man klare Anweisungen gibt. Es ist vielleicht eine andere Auffassung von Arbeit oder vielleicht auch ein Resultat des sehr mangelhaften Ausbildungssystems, welches auch von der Regierungsseite permanent blockiert wird. Doch was muss man daher alles bedenken bevor(!) man den Beschluss fasst gegen die, ich sage es provokativ pauschal, "Weltungerechtigkeit" aktiv zu werden?

Bei den Fragen wie und was und wo und woher stosse ich persoenlich immer wieder auf Probleme die direkt mit menschlichen Grenzen (d.h. ihren Beduerfnissen, ihrer Herkunft ihren Faehigkeiten usw.) von allen Leuten die in die Entwicklungszusammenarbeit involviert sind, zu tun haben. In Bezug auf Emtwicklungszusammenarbeit bin ich selbst bisher bei folgender gedanklichen, aber sicherlich auch fehlerhaften Idealregel angelangt, um effektiv und nachhaltig wirken zu koennen:

Eine 100% Transparenz- Ziel-Vision
In jeder Region/Gemeinde muss es viele kleine Projekte und Initiativen geben, die von vornehmlich Einheimischen betrieben werden. Jede von diesen ist auf ihren speziellen Aufgabenbereich konzentriert. Diese Organisationen unterstuetzen, ergaenzen und verbessern sich untereinander. Die Tatsache, dass die Initiativen klein und uebersichtlich sind senkt die Mitarbeiter- und Verwaltungskosten und erhoeht gleichzeitig die Transparenz, die fuer alle Projekte vorgeschrieben wird, d.h. gaenzliche Offenlegung der Finanzen (inkl. Spendeneinnahmen und Spendenausgaben), Aktionen, Investitionen und Zukunftsplaene. Interessierte Aussenstehende und potentielle Spender erhalten vollen Zugang zu den Daten und zu den direkt Verantwortlichen (und nicht nur zu einem PR-Mann). Diese Rundumtransparenz schafft Vertrauen (oder auch nicht, wenn ersichtlich wird, dass etwas falsch laeuft), das Geld wird zielgerichtet gespendet und seine Spuren koennen verfolgt werden. Ebenso ist durch den glaesernen Aufbau der legale Antrieb der Handelnden sichergestellt.
Gleichzeitig haben die vielen kleinen und selbstverwalteten Projekte den Vorteil, dass sie in ihrer Gesamtheit breitenbasiert wirken koennen, dadurch das Geld besser verteilt wird und nicht nur in den Rachen einer renommierten Organisation in der Region faellt.

Und diese Ungleichverteilung ist bekanntlich nicht nur im sozialen Sektor offensichtlich, auch in der freien Wirtschaft, wenn annaehernd zweidrittel der Weltbevoelkerung von einem Jahreseinkommen von weinger als 3000 Dollar leben muessen.

Vielen Dank fuer jeden kontroversen Kommentar!

Kampot 27/10/2008

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na, dann los: Dass die Welt voll Ungerechtigkeit ist - keine Frage. Allerdings finde ich es problematisch, dieses am Jahreseinkommen abzulesen. Wenn man das in Relation zur Kaufkraft setzt, sagt die Zahl schon mehr aus. Kann mich an eine Zeit erinnern, in der die Einwohner von Ghana schon längst hätten tot sein müssen, wenn man dem Jahreseinkommen vertraute (der überwiegende Teil des Wahrenverkehrs war nicht messbar, da Tauschhandel etc.). Aber Dein Argument ist natürlich trotzdem richtig.
Zu den Projekten: So gut man es macht - und ich will den Generationen von Entwicklungshelfern nicht die gute Gesinnung absprechen - die Ergebnisse sind einfach erschreckend schlecht. Analysen von geleisteter Hilfe - 10 Jahre danach - zeigen meist, daß die Struktur nicht verändert wurde.
Deine 100% Transparenz-Vision ist ein guter Ansatz. Aber ich würde der Sache nur trauen, wenn von der Idee bis zum Controlling ausschließlich Einheimische beteiligt sind. Wenn ein kambodschanisches Waisenhaus einen Internetauftritt hinkriegt, von seinen Arbeiten und Schwierigkeiten berichtet und um Spenden wirbt - klasse! Aber wenn ich die ausländischen 'Projektleiter' sehe, fällt bei mir schon die Klappe.
Das Argument ist immer das gleiche: Jede Aktivität hier, die auf Verbesserung der Rahmenbedingungen zielt, wirkt deutlich mehr.
Aber etwas positives will ich auch anregen: es gibt eine Art von Projekt, die man vor Ort implementieren kann. Und bei der es egal ist, ob Einheimische oder Entwicklungshelfer die Arbeit übernehmen: Radio!
Ein landesweit ausgestrahltes Bildungsradio gibt jedem im letzten Winkel des Landes die Gelegenheit, Sprachen zu lernen, von Hygiene zu erfahren, neue Anbaumethoden kennenzulernen ...
Das ist billig (ein Produktionsstudio in der Hauptstadt, eine Frequenz nebst Rechten beim staatlichen Rundfunk), leicht zugänglich (Radios gibt es eigentlich überall), und wirksam (es gibt keine Misserfolge beim Abbruch von Einzelkarrieren, wie Du sie beschreibst - jeder kann selbst entscheiden, wieviel er lernt).
Wir haben vor Jahren mit Mitarbeitern der GTZ darüber diskutiert, und es hat dann solche Projekte gegeben - allerdings habe ich die Sache aus dem Auge verloren.
Freunde, die lange in Kambodscha gearbeitet haben, berichteten, wie deutlich die Ermordung der 'Intelligenz' heute noch zu spüren ist (Deine Beschreibung der Obrigkeitsfixiertheit klingt auch danach). Insofern dürfte eine breit angelegte Grundbildung, die die Eigeninitiative nicht hemmt, auch für dieses Land das richtige sein.

Anonym hat gesagt…

Hallo Bjoern,

ehrlich gesagt, habe ich insgeheim gehofft, dass du auf diesen Beitrag antwortest:-)

Also zu dem Punkt mit der Kaufkraft muss ich dir zustimmen, auch wenn ich das nicht als generelle Begruendung oder Ausrede sehen kann, stimmt es schon, dass es davon abhaengt wieviel oder wie wenig man fuer seine Groschen erhaelt. Da war meine Aussage sehr pauschal. Doch aendert das nichts an der Tatsache der Ausbeutung finanzschwacher Staaten.

Die Idee mit dem Radio ist sehr gut, doch ist das Radio, zumindest hier in Kambodscha, mindestens genauso in Vergessenheit geraten wie bei uns. Hier gibt es naemlich zuhauf Fernseher! Und das ueberall, selbst in den dicksten Slums hier schallen die Bildroehren vor versammelter Familie oder Gemeinschaft, die sich irgendwelche Karaokeshows zu Gemuete fuehren. Und ich muss wirklich sagen, dass das einheimische Fernsehprogramm hier, meist beeinflusst durch das thailaendische, noch schlimmer ist als das deutsche oder allgemein europaeische.
Also Bildung fehl am Platz.
Ich weiss auch nicht ob die Menschen hier mehr Interesse an einem Bildungsprogramm haetten wie wir in Deutschland (siehe z.B. unsere Programme wie ARTE oder BayernAlpha), wenn auf einem anderen Sender gerade das Musikantenstadl oder die Hunderttausendeuro-Show (in der Khmer-Version) laeuft?
Also wie? Wie Bewusstsein schaffen?

Dein Argument mit der Hilfe durch Einheimische kann ich auch vollends nachvollziehen, doch sieht auch hier die Realitaet wieder gaenzlich anders aus. Denn der Grossteil der Projekte die hier laufen, werden von Einheimischen betrieben. Und diese machen, ob du es glaubst oder nicht, mindestens genauso viel Schmu wie auslaendische "Helfer". Und ich behaupte auch einfach mal, dass die Prozentzahl der einheimischen schwarzen Schafe groesser ist als die der auslaendischen (reine Gefuehlssache, ohne Beleg).
Denn wie kommt es, dass Projektleiter zu Beginn eines Projektes eine schlichte Blechhuette und ein 20 Jahre altes Moped hatten, um dann nach ein paar Monaten Projektlaufzeit und Geldfluss ploetzlich mit einem Pickup von ihrer Hausbaustelle zur Projektarbeit fahren?
Oder warum nehmen einheimische Fahrer von Hilfslieferungen sich das Recht heraus zu sagen, dass sie aufgrund der Tatsache des Hinfahrens der Gueter, sich nun selbst daraus aussuchen duerfen, was sie wollen? Obwohl sie ein Gehalt fuer diese Fahrten bekommen.
Der Grund ist einfach, weil sie Menschen sind, und Menschen Beduerfnisse haben und zur Stillung dieser jede Chance nutzen.
Also menschliche Grenzen.

Die Boesen sind nicht nur die Auslaender, aber ich moechte auch in keinem Fall pauschalisieren oder viele gute Absichten in Frage stellen.
Doch alles auf Einheimische zu uebertragen ist glaube ich auch keine Loesung. Denn auch das Geld fliesst meist ueber die Schnittstelle des auslaendischen Helfers und seinen Kontakten, seiner Bildung, seiner Fremdsprachenkenntnisse usw. in und aus dem Ausland.

Aber ich befuerworte voll deine idealistische Grundforderung. Das Problem ist auch hier wieder die Umsetzung und die Gefahrenabwehr.
Breit angelegte Grundbildung ist gut, aber nur ein Schlagwort. Wie kann man sie zum Leben erwecken?

Viele Gruesse und Danke fuer Deinen Kommentar und hoffentlich ein paar mehr!

Fabian

Anonym hat gesagt…

Wenn Fernseher sehr verbreitet sind, kann man doch einen Bildungskanal einrichten. Und die Gelder dafür verwenden, durchs Land zu touren und den Kanal populär zu machen. Potential liegt da bestimmt drin. Wenn man den Eltern verklickert, daß sie ihren Kindern Bildung verschaffen können, ohne dass sie als Arbeitskraft verloren gehen, kann ich mir das ein oder andere nickende Gesicht vorstellen.
Und wer nicht will, der will halt nicht. Niederschwellige Bildungsangebote finde ich vernünftig. Aber den Schritt müssen die Leute schon selber machen.
Wie nimmst Du denn die Spätfolgen von der Ermordung der 'Intellektuellen' war? Ist das zu merken?
Und wie ist das Essen?

Anonym hat gesagt…

Geld allein macht nicht glücklich. Ich glaube an eine Art Weltwaage. Jeder hat punktemäßig gleich viel Talente gleich viel Glück etc. Im Grunde ist vielleicht schon alles im Lot. Das Kind in Kambodscha freut sich halt über was anderes als ein Kind hier - aber dafür weiss es .. keine Ahnung... ein gefundenes Paar Sandalen die ein Weltreisender dort auf der Müllkippe verloren hat mehr, als hier sich irgendein dickes Kind über eine Packung Snickers. Gefühle sind das einzige was Bedeutung hat letztlich -- und die sind gleich verteilt. ggf. nicht in der Fülle - aber dann dafür mehr in die Intensität. Verstengan´S? Ausserdem macht Leid offener für Glück. Denkt mal darüber nach - wenn es Euch gute Gefühle bereitet! Ansonsten esst einfach nen Snickers :P ;) :) Peace!

Anonym hat gesagt…

@Bjoern: Ja das klingt ganz gut, doch ist dann schon wieder die Zukunft der Kinder von der Unwissenheit der Eltern abhaengig, wenn diese sagen, dass ihr Kind keine Bildung brauche.
Aber wie waere es denn mit oeffentlichen Fermsehraeumen in denen der Bildungskanal laeuft und wo jeder Zuschauer taeglich auch eine oder zwei gute Mahlzeiten bekommt?

Ich persoenlich nehme die Spaetfolgen schon wahr. Es gibt hier kaum alte Menschen, d.h. "Weisheit" oder Wissen konnte in den letzten zwei Dekaden nicht wirklich weiter transportiert werden. Und das mit der Obrigkeitsfixierung meine ich woertlich. Klar gibt es auch hier viele Selbstaendige, aber im Vergleich zur Bevoelkerung immer noch gering und haeufig auch bestehend aus Japanern die hier sehr geschaeftstuechtig im Kleingewerbe sind. Aber das sind nur meine Eindruecke.
Das Essen ist gut, nicht so scharf wie in Thailand. Aber dennoch muss ich persoenlich immer schauen was ich hier bestelle. Mittlerweile begehe ich auch oefter die Suende westliches Essen zu bestellen. Was ich hier vermisse ist eine vernuenftige Brotkultur. Nur ganz vereinzelt gibt es Staende die Backwaren nach Tradition der franzoesischen Kolonialzeit verkaufen.

@Tschimmi: Ja, an sich schon alles sehr schoen gesagt, doch glaube ich nicht, dass Verhungern ein tolles Gefuehl ist. Kur vor dem Tod sollen zwar Gluecksgefuehle bzw. eine Art Delirium eintreten, doch ob sich das lohnt?
Generell gebe ich dir Recht, doch sobald es um das pure Ueberleben geht, hinkt meiner Meinung nach deine Gefuehlstheorie..

Anonym hat gesagt…

Hallo Fabian:
...kleine Organisationsstrukturen..., da stimme ich Dir zu, denn nur dort ist halbwegs Transparenz erreichbar.
Dass die sich unterstützen, ist eher unwahrscheinlich, jeder versucht möglichst viel vom Spendenkuchen zu erhalten und ist nicht gerade voll des Lobes über die Konkurrenz.
Bildung per TV halte ich in der 3. Welt für absurd: Die ganze Familie vom Kleinkind bis zur Oma sitzt nahezu ganztägig vorm TV und sieht lieber Asia-soap. Also bleibt nur Bildung per Schulpflicht. Aber erstmal müssen Schulen auch vorhanden sein. Kidshelp beispielsweise tribt derzeit Spenden auf, um die Dorfschule höher zu legen. Die liegt nämlich direkt am Mekong und steht jedes Jahr längere Zeit im Wasser. Das sind Ansatzpunkte.
Jeder junge Mensch erzählt Dir, dass er "student" ist. Was studieren sie? Fast ausnahmslos einige wenige Wochenstunden Englisch, bei Lehrern, die teilweise selbst nur rudimentäre Sprachkenntnisse habe bzw. selbst entsetzlichen Dialekt sprechen, ist leider so.
Nach dem "Studium" wundern sich die Absolventen dann, dass sie keinen Job kriegen und stehenh auf der Straße wie zuvor.
Handwerksausbildung vor allem, aber auch Ingenieurwesen, Betriebswirtschaft sind die Zweige, die fast völlig fehlen.
A propos Brotkultur: Die gibt es dort genau so wenig, wie es bei uns Reiskultur gibt. Bei uns wächst kein Reis, dort weder Weizen, Gerste und Hafer.

Gruss WanTi

Anonym hat gesagt…

noch mal WanTi:
Japaner leben übrigens nur wenige in Kambodscha, der Handel und der Mittelstand ist dagegen zunehmend in chinesischer Hand, wie auch in Thailand.
Dass Du so wenig ältere Menschen siehst hat zwei Gründe: natürlich der Genozid in den Jahren 1975 bis 1979. Aber sollte man nicht vergessen, das die durchschnittliche Lebenserwartung in Kambodscha derzeit bei 54 Jahren liegt.
ergänzend zur Schulausbildung: Vor zwanzig, 30 Jahren wurden die meisten Karibikinseln unabhängig, behielten aber das englische Schulsystem bei: Ganztagsschule mit Schuluniform, kostenlosen Büchern und Schulspeisung. Das ganze in recht autoritärem Rahmen.
Die Franzosen hingegen haben in Indochina hierfür wenig getan: Mehr als 20 Jahre, nachdem sie dort das erste Gefängnis für die einheimische Bevölkerung errichtet hatten, baute man die erste Schule...
Gruss WanTi

Anonym hat gesagt…

halloa
also ich find die idee mit dem fernseher nicht so schlecht wie mein vorschreiber, denke aber dass dieses nur als unterschwelliges medium nebenbei benutzt werden sollte. Also einige Soaps sollte ausgetauscht werden mit Sendungen, die beispielsweise Gesundheitsaufklärung, Bedeutung von Schule, Bildung usw. darstellen...ob dies von den menschen angenommen wird oder nicht ist eine frage für sich, aber ausprobieren kann man das sicherlich...

@fabian:ein kleines gedankenspiel: man kriegt es hin, dass die kinder zur schule geschickt werden, aber wie ich es mitkeriegt habe, verdienen die lehrer ja fast nichts, und erscheinen somit selten in der schule, sonder arbeiten öfter z.b. als tuk-tuk oder moto fahrer, weil sie einfach mehr verdienen...hast du sowas auch schon gehört?
wenn das so sein sollte, muss man sich ja fragen: ob es nur ausreicht, den familien die bedeutung von bildung zu verdeutlichen, damit diese ihre kinder in die schule schicken.
in die schule,die gar keine lehrer hat, weil diese keinen grund sehen zu erscheinen....

egal wie ich mich drehe und wende, für mich ist da ein fehler im system, und daher muss das ganze system die ganze struktur umgeändert werden...es sind viele kleine teile, die zusammen ein ganzes ergeben, und wenn man ein teil hinkriegen sollte (kinder gehen zur schule) läuft man trotzdem gegen eine wand, weil beispielsweise gar nicht genug lehrer zur verfügung stehen, die dann diese kinder unterrichten....

ich möchte hiermit keine projekte schlecht machen, oder gar die anschein erwecken, dass solche projekte keine wirkliche arbeit leisten...nein ich finde es sogar sehr wichtig, auch an den einzelnen teilen zu arbeiten, und sehe auch leider keinen anderen weg, außer vom kleinen hin zum großen zu arbeiten...
aber die struktur sache ist auch nicht außer acht zu lassen, da daran leider viele gute sachen scheitern...

Anonym hat gesagt…

Also mir gefaellt die Fernsehidee eigentlich auch ganz gut, als reine Hypothese.
Das Strukturproblem ist natuerlich da. Der Mensch als solches ist ja schon ein reines Strukturproblem. Und der Fisch faengt immer am Kopf an zu stinken, d.h. wenn ein Land wie Kambodscha eine Regierung hat, die Korruption inoffiziell gerne duldet, ist die Ausgangsposition schon denkbar schlecht. Wenn dann obendrein die Bevoelkerung Korruption schon mit der Muttermilch aufnimmt und ein natuerlicher und notwendiger Bestandteil des Aufwachsens wird (frei nach dem kambodschanischen Sprichwort: Small man small bribe, big man big bribe), ist die Struktur fest verankert und wird zu einem Problem fuer das Wirtschaftswachstum waehrend die Schere zwischen arm und reich immer groesser wird.
Ich stimme Wanti zu, dass eine grundlegende betriebswirtschaftliche Ausbildung hier sehr notwendig ist, wenn ich hoere, dass innerhalb von 2 Jahren die Mieten um 400% steigen und Landbesitzer ihre Reisfelder fuer Spottpreise verhoekern, nur um schnelles Geld zu machen, mehr mehr mehr, ohne Blick fuer die Zukunft.
Ich glaube aber nicht, dass es etwas bringt mehr Schulen zu bauen. Wichtiger ist vielmehr Lehrpersonal zu haben und dieses bezahlen zu koennen. Warum muss man immer dicke Schulgebaeude bauen, anstatt das Geld lieber in Lehrmittel zu stecken. Wenn es in Deutschland moeglich ist, dass Vorlesungen im Freien stattfinden koennen, warum soll es nicht auch hier moeglich sein?
Die Lehrer kriegen oftmals nur 30$ pro Monat an Bezahlung. Das regt natuerlich wieder die Korruption an, sodass Eltern jedem ihrer Kinder jeden Tag ca. 1,50$ mit in die Schule geben muessen, ansonsten muessen die Kinder zu Hause bleiben. Da viele Eltern dieses Extrageld natuerlich nicht aufbringen koennen, bleiben die Kinder zu Hause, die Schule leer und der Lehrer faehrt TukTuk.
Deswegen weniger in Gebaeude als mehr in Arbeitsmaterial investieren, stelle ich mal so in den Raum.
An Wanti: Die Chinesen stellen ebenso wie die Japaner eine Minderheit in Kambodscha dar. Und die Japaner haben aufgrund der guten Beziehung waehrend der letzten Jahrzehnte einen sehr grossen Anteil am Wachstum Kambodschas, sei es durch die massive Unterstuetzung sozialer Projekte oder die Investionen in die Wirtschaft. Nicht zuletzt auch durch den grossen Anteil des japanischen Tourismus.
Und dass hier kein Weizen waechst ist mir schon klar, ich sagte ja auch nur dass ich das Brot hier vermisse und nicht, dass es hier fehlt.
Ebenso wuerde ich auch nicht die Englaender vor den Franzosen hervorheben, denn an Menschenverachtung haben sich beide Laender in der Kolonialzeit nicht viel genommen. Die einen eben mehr in Indochina, die anderen in Ost-Afrika..

Elsa Rieger hat gesagt…

Lieber Fabian,

was du da schreibst: Denn der Grossteil der Projekte die hier laufen, werden von Einheimischen betrieben. Und diese machen, ob du es glaubst oder nicht, mindestens genauso viel Schmu wie auslaendische "Helfer". Und ich behaupte auch einfach mal, dass die Prozentzahl der einheimischen schwarzen Schafe groesser ist als die der auslaendischen (reine Gefuehlssache, ohne Beleg).

befürchte ich auch. Denn zuerst wird das Geld gesehen und dass man sich (ganz simpel gesagt) dafür etwas kaufen kann, statt es für eine Ausbildung anzusparen.

Ich hab so meine Erfahrungen mit der WHH gemacht, weil wir eine Anthologie verfasst und verkauft haben. Dabei ist einiges an Spendengeldern zusammen gekommen. Aber der Apparat der Organisation ist derart riesig, dass ich meine, von den (mit Mühe und Engagement) erzielten 3.000.- die wir abliefern konnten, ist nicht ein Cent dort angekommen, wofür er gedacht war.

Ich bin daher für kleinere Hilfsprojekte, wie z.B. Watoto, wo die Helfer vorort wirken, Schulen und Brunnen bauen, den Einheimischen zeigen, wie Land bestellt wird u.s.w.

Noch glaube ich dran, dass vieles möglich wäre.

Mit Spannung verfolge ich deine Erlebnisse und Gedanken, nun melde ich mich einmals dazu.

Lieben Gruß
ELsa

Anonym hat gesagt…

Liebe Elsa,

vielen Dank fuer Deinen Kommentar!
Ja vielleicht kann man es auch mit grossen Verlagen vergleichen: Es zaehlt keine Klasse, nur noch Masse..

Ich habe heute Wolfgang W. Kutzek besucht, er initiiert und ueberwacht verschiedene Projekte in Tani, ca. 75 km von Kampot entfernt www.tani-kh.org. Der Eindruck den ich von seinem Charakter gewinnen konnte, war der, dass er ein sehr durchsetzungsfaehiger, realitaetsbewusster und agiler Mensch zu sein scheint. Doch auch eine Persoenlichkeit wie er hat oft sehr mit den verschiedenen Institutionen zu kaempfen nur um handeln zu koennen und muss auch manchmal einfach aufgeben, weil manches einfach nicht moeglich gemacht wird, oft auch aus ganz niedrigen Gruenden. Mir wurde heute wieder sehr deutlich, dass es nicht nur die Geldgeber sind die Schwierigkeiten machen, sondern auch schlicht und einfach eine andere einheimische Arbeitskultur vorherrscht, die vieles was schon haette verwirklicht werden koennen, bremst.
Aber auch er wendet sich gegen grosse Walfisch NGOs wie UNICEF und andere, weil er einfach gesehen hat wie ineffektiv ihre Arbeit vor Ort oft ist und dass die Mitglieder dieser Organisationen meist in teuren Luxusappartements leben und siebzigtausenddollar Karossen fahren, wie er sagt. Kutzek machte einen sehr nuechternen i.e. realistischen Eindruck auf mich und ich glaube, das ist eine der noetigen Eigenschaften, die man sehr dringend braucht um hier positiv wirken und gleichzeitig auch ueberleben zu koennen. Er war Mitte Fuenfzig als er nach Kambodscha kam und ich bekomme hier mittlerweile fast den Eindruck, dass man dieses Alter braucht um nicht mehr kaputt zu machen, als man ganz bzw. verbessern will..

Vielleicht ein Leitspruch:
Denken und suchen als Motor der Jugend - handeln und wahren im Alter als Tugend.
:-)
Fiel mir nur gerade so ein..

Schoene Gruesse nach Wien
Fabian

Elsa Rieger hat gesagt…

Lieber Fabian,

ich bin erstarrt vor Ehrfurcht, dass du dort herumgehst/-fährst, dir das alles ansiehst, nachdenkst, uns dran teilhaben lässt.

Zur Arbeitsmoral, ja das ist auch ein Handicap. Ich erinnere mich an Prag vor sehr langer Zeit. Den Dienstleistern war es völlig Banane, ob man im Kaffeehaus schnell oder langsam bedient wird. Das war die Arbeitsmoral in einer Welt, in der man, egal, wie man was tat, sowieso keine Lebensänderung erfuhr.

Es könnte - übesetzt - daran liegen, dass die Inländer denken, es bringt sowieso nichts. ?

Lieben Gruß
ELsa

Anonym hat gesagt…

Hm das weiss ich nicht..
Berücksichtigen muss man natürlich auch die schwierigeren klimatischen Voraussetzungen. Die Hitze, der Regen und natürlich auch häufig das fehlende Essen im Magen.

Ja, manchmal hadere ich auch mit mir und dem Erlebnisteilen.. Es ist anstrengend, es ist manchmal ärgerlich, mnchmal sinnlos, aber die Hauptsache nach all dem ist, dass zumindest nichts verlernen kann, sondern eher dazulernt. Und es tut keinem weh wenn ich hier meine subjektiven Gedanken und Erlebnisse teile. Natürlich erzähle ich auch nicht alles und bewahre manches in meiner eigenen Schatzkiste:-)

Liebe Grüße
Fabian